Mit schwarzer und roter Farbe sprühten die Täter Parolen und Hakenkreuze auf den Werbeanhänger. Foto: Thomas Schmitz – Originalquelle Bild => http://www.ksta.de/image/view/2013/3/11/22345010,18983048,dmFlashTeaserRes,eu-nazi-schmierereien-110413-03.jpg
Das Unternehmen Norma hat Strafanzeige gestellt und den erst vor zwei Wochen aufgestellten Anhänger entfernt. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Von Thomas Schmitz – Erstellt 11.04.2013
Euskirchen-Flamersheim.
Ein mit verfassungswidrigen Symbolen und Parolen beschmierter Werbeanhänger hat am Donnerstag den Bonner Staatsschutz auf den Plan gerufen. Der Anhänger stand auf dem Feld eines Landwirts, und zwar in Höhe des Kreisverkehrs zwischen Landesstraße 210 und Landesstraße 119. Ein Werbeaufsteller wies auf die Eröffnung des Norma-Marktes in Flamersheim am 24. April hin.
Wie die Bonner Polizei auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, müssen die Schmutzfinken zwischen Mittwoch, 22 Uhr, und Donnerstag, 8.15 Uhr, ans Werk gegangen sein. Dann wurde die Schmiererei entdeckt. Mit schwarzer und roter Sprühfarbe wurden sowohl auf die Außen- als auch die Innenseiten des Werbeaufstellers Hakenkreuze aufgemalt, teilweise sogar verkehrt herum. Ebenfalls mehrfach wurde die Parole „Sieg Heil“ auf die Flächen geschrieben. Innen wurden die Parolen ergänzt, so stand auf einer Seite der orthografisch wie inhaltlich unkorrekte Slogan „Sieg Heil jagt Türken Pack“. Darüber hinaus wurden auch der Anhänger mit Farbe besprüht und die Rückleuchten zerstört. Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht beziffert.
Strafanzeige gestellt
Das Unternehmen Norma hat Strafanzeige gestellt und noch am Donnerstag den erst vor zwei Wochen aufgestellten Anhänger entfernt. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Wie die Pressestelle der Bonner Polizei berichtet, sind nationalsozialistische Aktivitäten in Flamersheim nicht bekannt. Auch politisch gesehen haben rechts stehende Parteien kaum Anhänger. Die NPD erhielt bei der letzten Landtagswahl 14 Stimmen, Pro NRW sechs. Wahlberechtigt waren knapp 1900 Menschen.
Dennoch müssen die Flamersheimer seit vielen Jahren einen Schriftzug an einem Fitnessstudio hinnehmen, der mit den Nationalsozialisten in Verbindung gebracht wird. An einem Fitnessstudio, das sich rund 100 Meter vom Tatort entfernt befindet, prangt in altdeutscher Schrift der Slogan „Kraft durch Freude“ (http://antifaeu.blogsport.de/images/GremiumMCErftstadtClubhouseMuckiebude2.jpg ) auf dem Schaufenster. Der gleiche Slogan wurde auch auf den Werbeanhänger gekritzelt. Verfassungsfeindlich ist er allerdings nicht, wie die Polizei unlängst mitteilte.
Zuletzt hatte sich der in Dom-Esch lebende Pastor Stefan Schwarz, Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach, im Pfarrbrief des Seelsorgebereichs Erftmühlenbach über den Slogan beschwert. Er sei „eine Schande für Euskirchen und den Staat“ (http://antifaeu.blogsport.de/images/PfarrbriefKdFBericht.jpg), schreibt er und fragt sich, ob die Christen „diese braune Logorrhoe auf dem Gebiet unserer Pfarreiengemeinschaft dulden wollen und dürfen“. Die braunen Metastasen sollten mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft werden. Die Leser des Pfarrbriefs sollen in ihren Lebensfeldern ihre Mitmenschen für die braune Problematik in Flamersheim sensibilisieren und mit rechtsstaatlichen Mitteln entschieden gegen diese Nazis vorgehen.
Der Bonner Staatsschutz sieht zwischen den Schmierereien und dem Fitnessstudio keinen Zusammenhang. Die Beamten bitten Menschen, die während des Tatzeitraums verdächtige Beobachtungen in der Nähe des Anhängers gemacht haben, sich entweder bei der Polizei Bonn (☎ 02 28/1 50) oder Euskirchen (☎ 0 22 51/ 79 90) zu melden.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger von 11.4.2013 => http://www.ksta.de/euskirchen/fahndung--nazi-schmierereien-auf-anhaenger,15188884,22345060.html
Zur Errinnerung: Schändung des jüdischen Friedhofs von Euskirchen-Flamersheim Mitte Mai 2009
Der Flamersheimer Judenfriedhof ist mindestens zum vierten Male innerhalb der letzten 80 Jahre geschändet worden. Einige Fotos sollen auf den Zustand hinweisen. Quelle: Hans-Dieter Arntz => http://www.hans-dieter-arntz.de/schaendung_des_juedischen_friedhofs.html
Rassismus, Antisemitismus und andere Ausgrenzungsideologien sind im Kreis Euskirchen tief und breit gesellschaftlich verankert, wie auch sonst in der Mitte der bundesdeutschen Gesellschaft. Damals wurden auf den Friedhof in Flamersheim Epitaphe besudelt und mit antisemitischen Schmierereien versehen wurden. Anbei Fotos aus Jahr 2009. Die Aussage der Polizei “ … nationalsozialistische Aktivitäten in Flamersheim nicht bekannt“ sind relativierenden und damit verharmlosend, und so nicht hinnehmbar. Es sollte geprüft worden, ob es nicht die selben Täterinnen sind, die 2009 den Friedhof und jetzt den Anhänger mit fast den selben „Hakenkreuzen“ und sonstiger Nazi-Schmierereien verunstaltet haben.
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